Freitag, 23. September 2011

Das große Interview mit Herrn Müller und Frau Freiwald-Kühl

Nur noch 12 Tage bis zum Beginn der Reise nach Lomé, dann geht es mit dem Flugzeug von Hamburg-Fuhlsbüttel zunächst nach Paris und von dort weiter nach Lomé. Höchste Zeit also, einige Hintergrundinformationen zu dem geplanten Schüleraustausch zu liefern. Hierzu wurden Herr Müller und Frau Freiwald-Kühl vom Blog "Von Hamburg nach Westafrika" zum Interview gebeten.

Blog: Herr Müller und Frau Freiwald-Kühl, vielen Dank an Sie, dass Sie sich die Zeit genommen haben um einige Fragen rund um den Schüleraustausch zu beantworten. Wann kam Ihnen die Idee zu dem Schüleraustauschprojekt mit einer Schule in Togo ?

Hr. Müller: Die Idee kam Frau Freiwald-Kühl und mir, als wir auf dem Kennlernwochenende der neu zusammengesetzten Afrika-Profilklasse in Scharbeutz vor dem Zelt saßen und überlegten, was wir alles auch außerhalb der Schule mit den SchülerInnen umsetzen könnten. Die Idee schien zunächst utopisch, nahm aber mit der Zeit immer mehr Gestalt an. Je mehr wir uns mit dem Thema befassten, desto näher und greifbarer erschien uns die Umsetzung.
Fr. Freiwald-Kühl: Herr Müller und ich saßen abends vor unseren Zelten und haben „geträumt“, wie toll es wäre mit der Klasse als Krönung unseres Profils eine Reise nach Afrika zu machen. Am nächsten Morgen fragten wir die Schülerinnen und Schüler und zu Beginn wollten bis auf eine Ausnahme alle nach Afrika. Auf dem ersten Elternabend waren die meisten Eltern auch interessiert und aufgeschlossen. Da wir mit den Schülerinnen und Schülern keine touristische Afrikareise veranstalten wollten, sondern langfristigeKontakte anstreben, haben wir uns für einen Schüleraustausch entschieden. Wir versprechen uns davon, dass die Schülerinnen und Schüler durch die Schulbesuche vor Ort und das Leben in ihren Gastfamilien Land und Leute kennen lernen werden. Nun hoffen wir, dass die Afrikaner im kommenden Jahr auch einen Gegenbesuch machen können. Das hängt von finanzieller Unterstützung ab – der Antrag ist bereits gestellt.

Blog: Der Kontinent Afrika besteht ja aus vielen Ländern, aus welchen Gründen haben Sie Togo ausgewählt ?

Fr. Freiwald-Kühl: Wir sind auf Togo gekommen, weil wir Kontakt zu einem Vater eines Kindes aus unserer Vorschulklasse hatten. Herr Olympio ist stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Tramway“. Tramway hat sich zum Ziel gemacht, entwicklungspolitische Bildungsarbeit zu unterstützen und gegenseitiges Verständnis zwischen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten zu fördern.
Hr. Müller: Ein weiterer Grund für uns war der, dass Togo bisher von deutschen Schulen im Gegensatz z.B. zu Tansania kaum gefragt war.

Helge Müller, Lehrer an der StEpp
Blog: Was war aus Ihrer Sicht die größte Hürde, die zu überwinden war, um das Projekt zu realisieren ?

Fr. Freiwald-Kühl: Die größte Hürde war sicherlich die Finanzierung. Als unser Antrag bei ENSA (Entwicklungspolitisches Austauschprogramm) abgelehnt wurde, haben wir zunächst nicht mehr gedacht, dass wir es schaffen können. Wir haben auch Anträge bei mehreren Stiftungen gestellt, haben aber bis auf eine Ausnahme Ablehnungen erhalten. Diese eine Ausnahme hat unser Projekt gerettet, da wir mit einer großzügigen Summe unterstützt werden.

Hr. Müller: Eine große Unterstützung haben wir vom Verein "Tramway" in Person von Frau Wagner und Herrn Olympio erhalten, die seit einigen Jahren Schüleraustausche mit westafrikanischen Ländern mitplanen und durchführen.

Blog: Welche Unterstützung über Tramway hinaus haben Sie bei der Umsetzung des Projektes noch erfahren

Fr. Freiwald-Kühl: Wie gesagt, hat nur die Finanzspritze einer Stiftung dieses Projekt möglich gemacht. Darüber hinaus wird unser Projekt noch durch den PAD (Pädagogischer Austauschdienst) gefördert. Herr Olympio von Tramway hat uns bei den bisherigen Vorbereitungen bereits sehr unterstützt und wird uns auch auf unserer Reise begleiten. Als Togolese hat er viele Kontakte in Togo, die uns zugute kommen. Auch andere Mitglieder von „Tramway“ unterstützen uns: Frau Wagner, erste Vorsitzende des Vereins, hat uns z.B. bei der Gestaltung von Anträgen unterstützt. Außerdem ermutigte sie uns durch ihre Erfahrungen, die sie bereits im Rahmen eines Schüleraustausches zwischen Hamburg und Benin sammeln konnte. Weitere Vereinsmitglieder vor Ort beurteilen z.B., ob die Familien, in denen unsere Schülerinnen und Schüler leben werden, geeignet sind.

Blog: Ist geplant, das Schüleraustauschprojekt als feste Einrichtung an der StEpp zu etablieren ?

Hr. Müller: Das Projekt ist auf Nachhaltigkeit angelegt, d. h. es soll mit dem Besuch eine Schulpartnerschaft mit einer Schule in Lome, dem College de Notre Dame des apotres, begründet werden. Der Kontakt ist bereits hergestellt. Unter der Voraussetzung der Finanzierung ist ein Gegenbesuch von SchülerInnen dieser Schule für Mai/Juni 2012 geplant.
Fr. Freiwald-Kühl: Ja, das möchten wir auf jeden Fall ! Um das realisieren zu können, brauchen wir jetzt vor allen Dingen für unsere afrikanischen Austauschpartner finanzielle Hilfe. Unser Antrag beim PAD (Pädagogischer Austauschdienst) wurde bewilligt, das heißt, dass sowohl wir als auch die Afrikaner Zuschüsse bekommen, um den Austausch durchführen zu können. Der PAD fördert die internationale Zusammenarbeit im Schulbereich. Es wird die Langfristigkeit vorausgesetzt - einmalige Reisen werden nicht unterstützt.

Blog: Welchen Beitrag konnten die Schülerinnen und Schüler leisten?

Petra Freiwald-Kühl, Lehrerin an der StEpp

Fr. Freiwald-Kühl: Die Schülerinnen und Schüler haben sich sehr engagiert, indem sie versuchten, Gelder für unser Vorhaben „einzutreiben“. Sie haben auf dem Isemarkt musiziert, Waffeln oder Brezeln im Pausenverkauf angeboten, auf dem Flohmarkt verkauft und Flyer hergestellt, um Firmen anzuschreiben. Außerdem haben wir am Projekt „Afrikaner in Hamburg“ teilgenommen. Die Ergebnisse werden ab Oktober im Völkerkundemuseum ausgestellt und werden im Anschluss dann auch in Tansania zu sehen sein. Für dieses Projekt waren die Schülerinnen u. a. auch an einigen Wochenenden unterwegs, um afrikanische Musiker zu interviewen. Es war viel Engagement auch außerhalb des Unterrichts erforderlich.


 




Blog: Abschlussfrage, am 05.10.11 soll es losgehen, steigt die Aufregung schon langsam ?

Hr. Müller: Momentan geht's noch, aber mit den Gedanken bin ich bereits immer öfter in Afrika.
Fr. Freiwald-Kühl: Natürlich! Ich habe Europa noch nicht verlassen und bin sehr gespannt, was mich dort erwartet. Ich freue mich sehr, da ich immer wieder gehört habe, wie gastfreundlich, offen und aufgeschlossen Afrikaner sind. Außerdem hat Herr Olympio ein tolles Programm für uns zusammengestellt, so dass wir sicher ganz viel erleben und kennen lernen werden. Einige SchülerInnen sind auch sehr aufgeregt, weil sie u. a. noch nie geflogen sind. Sie sind auch aufgeregt, weil sie in fremden Familien wohnen werden und weil sie noch nie so lange von zuhause weg waren.
Blog: Vielen Dank für das ausführliche Interview




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